Geschichte

 

Wer war Georg August Zinn?

Der Jurist und Politiker Georg August Zinn (1901 bis 1976) habe für Hessen eine „Gesinnung der Liberalität und Toleranz geschaffen“ und wurde durch sein Wirken zum „Gestalter einer wegweisenden Gesellschaftspolitk ," urteilt der Historiker und Autor Herbert Lilge. Wer aber war der Mann, dem die „GAZ“-Europaschule ihren Namen verdankt?

Dr. h.c. Georg-August Zinn wurde in Frankfurt/ Main geboren. Nach dem Abitur und drei Jahren Verwaltunsgdienst in der Kasseler Stadtverwaltung studierte er von 1923 bis 1926 Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen und Berlin, legte 1927 das erste und 1931 das zweite Staatsexamen ab. Danach ließ er sich als Rechtsanwalt in Kassel nieder. Seine politische Grundhaltung schöpfte G. A. Zinn aus einem humanistischen Menschenbild. 1920 trat er der SPD bei, 1929 wurde er Stadtverordneter in Kassel. Zu Beginn des NS-Regimes wurde der Sozialdemokrat wegen seiner politischen Tätigkeit inhaftiert. Ab 1941 war er Soldat und geriet 1945 in Kriegsgefangenschaft.

 

Politik der sozialen Verantwortung

Nach seiner Heimkehr war er zunächst als Landgerichtsdirektor in Kassel tätig. Im Oktober 1945 wurde er als Justizminister berufen. In dieser Funktion baute er die demokratische Justiz Hessens auf. 1947 war er Vizepräsident und Mitglied des Wirtschaftsrates und 1948 Mitglied des Parlamentarischen Rates. Ab August 1949 gehörte er als Abgeordneter dem Deutschen Bundestag an. Als Mitautor der Hessischen Landesverfassung und des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland hat er die politischen Grundlagen Hessens und Deutschlands maßgeblich mitbestimmt.

Dreh- und Angelpunkt seines politischen Wirkens war die Idee der Integration und der sozialen Verantwortung. 1950 wählte ihn der Hessische Landtag zum Ministerpräsidenten. Dieses Amt übte er nach seiner Wiederwahl in den Jahren 1954, 1958, 1962 und 1966 bis zum 3.10.1969 aus, als er aus gesundheitlichen Gründen seinen Verzicht erklärte.

Von 1950 bis 1963 nahm er in Personalunion die Geschäfte des Justizministers wahr. Dem Hessischen Landtag gehörte er von 1954 bis 1970 an. Er war lange Jahre Vorsitzender des Bezirks Hessen-Nord der SPD und gehörte dem SPD-Parteivorstand an. Die Städte Kassel, Frankfurt am Main und Wiesbaden verliehen ihm die Ehrenbürgerwürde. Er war Träger des Großkreuzes des Bundesverdienstkreuzes und wurde 1971 mit der Wilhelm-Leuschner-Medaille ausgezeichnet. Georg-August Zinn starb am 27.3.1976 in Frankfurt am Main.

 (Quelle: Hessische Staatskanzlei, für Informationen im Internet siehe auch www.hessen.de)

 

 

Der historische Werdegang der GAZ in Bildern

Die folgenden Abbildungen waren 1981 von SchülerInnen und LehrerInnen angefertigt worden und wurden als Transparente im Festumzug zum 90–jährigen Jubiläum des TSV Oberzwehren von jeweils zeitgemäß kostümierten SchülerInnen getragen.

 

 

1846

 

Vor der Kirche des ehemaligen Dorfes Oberzwehren stand bis 1843 die so genannte „Zehntscheune“. Hier wurde der zehnte Teil der Ernte gesammelt, den jeder Bauer an die Kirche abzuliefern hatte. 1846 errichtete die Gemeinde an dieser Stelle ein Schulgebäude, in das die Dorfbewohner nun ihre Kinder schicken mussten. Die Kircheblieb aber der Adressat, weil sie die Aufsicht über die Schule hatte. Ein Pfarrer wurde vom Staat zum „Schulinspektor“ ernannt, und die ihm unterstellten Lehrer waren oftzugleich Kirchendiener (Küster) und Organisten (Orgelspieler). Im neuen Schulgebäude bekam der Lehrer, in Oberzwehren gab es damals nur einen, auch eine Wohnung und einen Stall für sein Vieh. In jener Zeit erhielten die Lehrer nur ein geringes Gehalt, dafür aber Wiesen und Ackerland zur Nutzung.

 

1885

 

Auch das 1885 bezogene zweite Schulgebäude enthielt neben dem Klassenzimmer eine Lehrerwohnung. Der Lokalschulinspektor, Pfarrer Riebeling, legte seiner Einweihungsrede das Bibelwort „Weide meine Lämmer“ zugrunde. Das im damaligen Stil öffentlicher Gebäude in rotem Backstein errichtete Gebäude an der Altenbaunaer Straße steht noch heute und wird von den Vereinen Oberzwehrens für ihre Veranstaltungen genutzt.

 

1922

 

1902 hatte die Schule Oberzwehren drei Klassen, 1906 vier Klassen und 1922 sieben Klassen mit insgesamt 251 Schülerinnen und Schülern. Dieser Anstieg der Schülerzahl zwang zum Bau eines dritten Schulgebäudes. Es entstand am westlichen Rand des alten Dorfes, unweit des Heisebaches. Der zu ihm führende Weg hieß nun Schulstraßeund wurde später in Mattenbergstraße umbenannt. 1904 bezog man zwei Klassenräume.

 

1949

 

Schon seit 1938 war die Schülerzahl durch den Bau der Mattenbergsiedlung stark gestiegen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs (1939 – 1945) setzte sich dieser Anstieg fort, weil das während des Krieges auf dem Mattenberg errichtete Lager für Zwangsarbeiter nun Hunderte von Familien aufnehmen musste, die ihre Wohnung durch Bombenabwürfe oder durch Flucht und Vertreibung aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten verloren hatten. Auch die drei schon während des Krieges auf dem Schulgelände errichteten Baracken reichten nicht mehr aus, die neuen Schülermassen aufzunehmen. Deswegen wurde der Volksschule Oberzwehren nun das Gebäude der ehemaligen „Landfrauenschule“, im Ort auch „Kochschule“ genannt, zugewiesen. In ihm waren bis Kriegsbeginn Mädchen aus bäuerlichen Familien für die hausfrauliche Tätigkeit in einem landwirtschaftlichen Betrieb vorbereitet worden. Gleich nach Kriegsende nutzten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter des Lagers Mattenberg die Räume zum Unterricht für die Lagerkinder. 1949, nachdem die meisten „displaced persons“ in ihre Heimatländer zurückgekehrt waren, konnten für die Oberzwehrener Schülerinnen und Schüler sieben Klassenräume behelfsmäßig in dem 1904 entstandenen Gebäude eingerichtet werden.

 

1951

 

1951 wurde der nach dem Krieg erste Schulneubau Kassels feierlich eingeweiht. Dieser so genannte „Langbau“ stand auf dem parkartigen Gelände der ehemaligen „Kochschule“ und war der erste realisierte Bau einer für die Schule Oberzwehren geplanten Pavillonschule. „Die Schulraumnot“ ,so stand es damals in den „Hessischen Nachrichten“ , "ist in Oberzwehren besonders groß. Schulleiter Witzel sagte, für 1140Schüler stünden z.Z. nur 19 Klassenräume, davon 10 Behelfsräume, zur Verfügung. Infolgedessen musste das Soll der Unterrichtsstunden um 30 bis 40% gekürzt werden.“ Diesem Langbau folgten bis 1969 eine Turnhalle und fünf Pavillons in herkömmlicher Bauweise. Zwei weitere Pavillons ließ die Stadt 1973 und 1975 in Fertigbauweise aufstellen; die Schülerzahl war auf 1300 angestiegen. Auf das alte Schulgebäude von 1922 konnte schon 1952 verzichtet werden, sodass dort eine Sonderschule, die heute noch bestehende Pestalozzischule, Unterkunft fand. Der Langbau wurde nur 50 Jahre alt. 2001 musste er wegen Senkungserscheinungen abgerissen werden. Ein neuer, besser fundamentierter Langbau ist nach den Sommerferien 2002 bezogen worden.

 

1981

 

Nach Umwandlung der „Haupt- und Realschule mit Förderstufe in Kassel-Oberzwehren“ in eine Schulformbezogene (additive) Gesamtschule am 1. 8. 1975 begann man auf dem Sportplatz am Heisebach, also auf der gegenüberliegenden Seite der Mattenbergstraße, einen modernen Schulneubau in Rasterbauweise zu errichten. 1977 wurde der 1. Bauabschnitt eingeweiht. Im gleichen Jahr erhielt die Schule den Namen des ehemaligen hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn. 1981 erfolgte die Fertigstellung des 2.Bauabschnitts, 1982 die feierliche Einweihung des 3. und letzten Abschnitts. Eine Sporthalle auf diesem Gelände war schon 1980 fertig geworden. Die „Kochschule“, in der zuletzt nur noch die Schulleitung und das Sekretariat verblieben waren, ging nach deren Umzug in den Neubau 1982 in private Hände über. Alle übrigen Gebäude des Altgeländes werden weiterhin für schulische Zwecke genutzt, ausgenommen die ehemalige Turnhalle in der Berlitstraße.

 

2002

 

Am 17.09.2002 wurde der neue Langbau von den Stadträten Junge und Streitberger feierlich der Schule übergeben. Das frühere Gebäude aus dem Jahr 1951, das auf dem Schwemmsandboden unzureichend gegründet war, drohte auseinander zu brechen und wurde im Jahr 2001 abgerissen. Aufgrund der Planung des Architekten und Leiters des Hochbauamtes Hans-Joachim Neukäter entstand ein „Schmuckstück am Fuße des Mattenberg“: Moderne Architektur, ein Tor zum Schulhof und zu den Pavillons, 8 Klassenräume, ein Musikraum, ein Raum für Naturwissenschaften, ein Elternsprechzimmer, Lehrerzimmer, eine Hausmeisterloge, ein Raum für die Förderstufenleiterin sowie Speiseraum, Küche und Vorratsraum. Die „Kunst am Bau“ greift mit Flaggen und typischen Begriffen die vielen Nationen, aus denen die Schüler kommen, auf.

 

 

 

 

 

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